Kreditvermittler haben zur Weihnachtszeit Hochkunjunktur

Besinnliche Weihnachten. Ein Fest im Familienkreis. Und natürlich jede Menge Geschenke für die Familie und Freunde. So oder so ähnlich stellen sich die meisten Menschen den Abschluss der Adventszeit vor. Fehlt allerdings das nötige Kleingeld, um alle Wünsche erfüllen zu können, schlägt die Stunde der Kreditvermittler.

Wie immer zum Jahresabschluss haben Kreditvermittler kurz vor Weihnachten wieder Hochkonjunktur. Es geht nicht um Immobilien- oder Autofinanzierungen, sondern meist um Konsumentenkredite bis 10.000 Euro. Vor allem Onlinebanken und Kreditvermittler werben derzeit aggressiv im Internet um Kunden mit Geldwünschen. Geworben wird meist mit Schnäppchenzinsen unter 4%.

Verbraucher sollten allerdings vorsichtig sein, wenn es um vermeintlich günstige Kredite geht und nicht jedem Werbesprechen glauben schenken. Die angepriesenen Konditionen stehen nämlich nicht jedem offen, sondern nur Kreditinteressenten mit ausgezeichneter Bonität – also genau denjenigen, die selten Kredite benötigen.

Kunden mit einem schlechten Schufa-Rating können von solchen Konditionen hingegen nur träumen. Der Schnäppchen-Kredit kostet dann schnell 11 oder 12 Prozent, nahe am an Zinsen eines günstigen Dispo-Kredites, und kann nicht als Schnäppchen bezeichnet werden.

Immer häufiger locken Online-Banken mit dem Stichwort „bonitätsunabhängig“. Das bedeutet: Alle Kunden zahlen die gleichen Zinssätze für den gleichen Vertrag. So verlangt die PSD Berlin Brandenburg, die in Kreditvergleichen zuletzt regelmäßig auf den vorderen Plätzen gelandet ist, derzeit stets 4,75 Prozent, wenn ein Kunde sich 10 000 Euro für 48 Monate leihen will. Eine Schufa-Abfrage ist zwar notwendig, doch gilt hier das Alles-oder- nichts-Prinzip.

Erhält der Kunde den Kredit, zahlt er auch mit schlechterer Bonität nicht mehr als ein Kunde mit sehr guter Bonität. „Für Kunden mit mittlerer Bonität sind bonitätsunabhängige Sätze vermutlich stets die bessere Wahl“, sagt Max Herbst von der FMH Finanzberatung. Allerdings sei die Prüfung strenger, so dass Kreditsuchende mit negativen Punkten in der Finanzbiografie oder unsicherem beruflichen Ausblick eher mit bonitätsabhängigen Sätzen ihr Kreditziel erreichen könnten.

Dispositionskredit – keine dauerhafte Lösung

Viele Menschen in Deutschland können der Verlockung des Dispositionskredit, den es laut Bankenverband bereits seit 1970 gibt, nicht widerstehen. Besonders viele Menschen, die mit ihrem monatlichen Gehalt genau planen, müssen zwangsläufig einen Dispokredit aufnehmen, wenn unerwartete Ereignisse geschehen. Durch den Kredit gelangt man schnell an Geld, mit jedoch teilweise schlimmen Folgen.

Banken lassen sich das „verleihen“ von Geldern gut bezahlen. Trotz der momentanen Niedrigzinsphase, die durch die Euro-Krise ausgelöst wurde, müssen die Bürger Deutschlands im Durchschnitt rund 11,44 Prozent Zinsen für einen Dispositionskredit zahlen. Der Prozentsatz ist jedoch großen Schwankungen ausgesetzt, wenn man die Banken vergleicht. Direktbanken und PSD-Banken lassen sich die Kontoüberziehung im Normalfall lediglich 6 bis 8 Prozent kosten. Wer jedoch sein Konto am Monatsende bei einer Volks- oder Grossbank überzieht, der kann auch mal auf ein 14-prozentiges Zinsvolumen stoßen.

Deshalb rät Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest zum Beispiel, dass der Dispokredit nur in absoluten Notfällen und für eine kurze Zeit in Anspruch genommen werden soll. Jedem Nutzer müsse bewusst sein, welches Ausmaß ein solcher Kredit hat. Auch Dirk Stein vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin ist der Meinung, dass Dispositionskredite nur für „kurze Engpässe“ sein. „Wer längerfristig Geld braucht, der sollte einen Ratenkredit vereinbaren.“ Die Zinssätze des Ratenkredits sind in der Regel um ein weites niedriger als die des Dispositionskredits. Der Anteil des Dispositionskredits am gesamten Kreditvolumen ist zum Glück sehr gering und scheint in Zukunft weiter zu fallen. Bis Ende des Jahres 2011 beliefen sich die Kredite der privaten Haushalte auf rund 140 Milliarden Euro, so die Bundesbankstatistik. Einen sehr geringen Anteil von nur 13,5 Milliarden Euro machte der Dispositionskredit davon aus.