Fintechs in der Versicherungsbranche: Google gibt auf!

Sergey Brin

Google-Gründer Sergey Brin

Vor einem Jahr war Google angetreten die Versicherungsbranche das Fürchten zu lehren. Kunden sollten ihre Versicherungen nicht mehr wie gewohnt bei ihrem Versicherungsmakler unterschreiben, sondern nach einem Vergleich bei dem Vergleichsdienst Google Compare online abschließen. Jetzt wird der Dienst sang- und klanglos abgeschaltet.

Die Branche zitterte vor der Marktmacht des Silicon Valley Riesen Google. Mit nahezu unbegrenzten Mitteln wäre es dem derzeit wertvollsten Konzern der Welt ein leichtes die Spielregeln der Branche neu zu definieren und den etablierten Marktteilnehmern das Geschäft zu zerstören.

Doch anders als erwartet zeigten die Versicherungskunden wenig Interesse am Google-Angebot und blieben bevorzugt bei ihren Versicherungsfachleuten, welche vor allem mit persönlichem Kontakt beim Kunden punkten konnten. Nun zieht Google die Konsequenz und stampft den Vergleichsdienst zum 23. März 2016 ein. In einem Schreiben teilt der Konzern mit:

„Obwohl die Menschen sich auf der Suche nach Finanzdienstleistungen an Google wenden, hat der Dienst Google Compare nie den erhofften Erfolg gehabt. Wir wissen Ihre Partnerschaft zu schätzen und uns ist auch klar, dass diese Entscheidung einige enttäuschen wird.“

Google Compare dürfte nicht das letzte Fintech sein, das mit großen Erwartungen in den Markt für Finanz- und Versicherungsleistungen einsteigt – und anschließend mit zusammengekniffenen Schwanz vom Hof gejagt wird. Denn die Kosten für einen Markteintritt sind teils enorm.

Das viel gelobte Versicherungs-Fintech Clark bietet beispielsweise bis zu 150 Euro Bestandskundenprämie, wenn ein Kunde das Portfolio verschiebt. Ob die so geworbenen Kunden sich für das Unternehmen jemals rechnen darf dabei bezweifelt werden – profitloses Wachstum sei das, lästern Kritiker.

Viele Fintechs haben im Vorhinein wohl nicht mit der massiven Gegenwehr der Branche gerechnet.

Die großen Maklerpools wie Fonds Finanz und Jung, DMS & Cie., die Zugriff auf einen großen Teil der Vertriebskapazitäten haben sowie riesige Bestände verwalten, kontern die Angriffe der Fintechs mit eigenen Software- und App-Lösungen.

Maxpool, ein Hamburger Maklerpool, kündigte bereits an, dass man in keinem Fall mit Fintechs kooperieren würde. Geschäftsführer Oliver Drewes nennt die Fintechs „Bestandsräuber“, die nur zu gerne auf eine qualitative Beratung verzichten. „Kooperationen mit FinTechs, die nur Bestände einsammeln, halten wir für nicht partnerschaftlich gegenüber Maklern, die verantwortungsvoll für eine individuelle Kundenberatung einstehen“, kommentiert Drewes gegenüber dem Versicherungsboten.

Und eines haben viele Fintechs wohl wie Google unterschätzt: die konservative Versicherungsbranche ist flexibler als angenommen – insbesondere auf der Vermittlerseite. Selbst einstige Konkurrenten arbeiten neuerdings gemeinsam an Abwehrstrategien und generieren Größen- und Skaleneffekte. Und wenn Kooperationen nicht mehr helfen, konsolidiert sich die Branche.

Bereits seit Jahren fusionieren Maklerpools zu immer größeren Einheiten.

Und zwar erfolgreich, wie Dr. Sebastian Grabmaier, Chef des Maklerpools Jung, DMS & Cie, erklärt. JDC sei das beste Beispiel, dass Fusionen unter Pools Wachstumsimpulse auslösen und erfolgreich sein können. Eine gewisse Größe der Einkaufsgemeinschaften würde es neuen Akteuren schwer machen, zu den etablierten Anbietern aufzuschließen, erklärt Grabmaier.

Allerdings sei es noch wichtiger möglichst gut auf die sich schnell verändernden Marktgegebenheiten zu reagieren. „Dies gilt insbesondere in den immer wichtiger werdenden Bereichen Beratungs- und Abwicklungstechnologie, für den auch immer höher werdende Anteile des Deckungsbeitrages verwendet werden“, so Grabmaier.

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