Scoredex: Diamonds Are a Girl’s Best Friend. Gilt das auch für Investoren?
Antje Krey: Wir sind fest davon überzeugt, dass dies auch für Investoren gilt. Diamanten werden knapper und sind immer teurer zu beschaffen. Sachwerte mit einem endlichen Vorkommen sind seit je her interessant für Investoren. Die Knappheit sorgt in aller Regel dafür, dass die Preise langfristig steigen.
Die Nachfrage ist in den westlichen Ländern stabil und in den in den Schwellenländern tendenziell steigend. Daraus leitet sich für die Zukunft ab, dass wir eine stabile und steigende Nachfrage sehen werden so, dass die Wertspeicherfunktion von Diamanten für die Investoren in jedem Fall zum Tragen kommt.
Scoredex: Bei Sachwerten gilt immer, dass es keine Zinsen gibt, wie sie bei anderen Anlagekategorien üblicherweise gezahlt werden. Also setzen Sie auf Werterhalt und eventuelle Wertsteigerungen der Diamanten?
Antje Krey: Investments in Diamanten lassen sich am besten mit Investments in andere Rohstoffe vergleichen – in Edelmetalle oder Seltene Erden. Man hat es, man weiß, dass man es hat: Der Sachwert ist im Eigentum eines jeden Kunden – das ist ganz wichtig – es gibt kein Gemeinschaftseigentum. Durch die Ressourcenknappheit und die Begrenztheit des Rohstoffs an sich setzt man darauf, dass der Wert, der in diesem Vermögensgegenstand gespeichert ist, sich hält und weiter steigt.
Scoredex: Als Anleger kaufe ich bei Ihnen also einzelne Steine und keinen Anteil an einem Portfolio?
Antje Krey: Ja ganz genau, jeder unserer Kunden hat seine eigenen Diamanten. Einen oder mehrere, in Abhängigkeit von der Investitionssumme. Die meisten Kunden überlassen uns die Auswahl der Diamanten, aber wir haben auch einige Kunden, die ganz genaue Vorstellungen davon haben, welche Diamanten sie erwerben möchten, und dann setzen wir dies entsprechend um.
Scoredex: Ich kann als Kunde also auch kommen und sagen: „Ich hätte gerne einen lupenreinen 5-Karäter mit Brillant-Schliff.“
Antje Krey: So ein Stein kostet je nach Farbe schon mehr als eine Million – wenn Sie das Geld haben und den Stein möchten, besorgen wir ihnen den Diamanten. Bei einer größeren Summe kann es aber ratsam sein, mehrere verschiedene Diamanten zu erwerben. Viele Kunden fragen uns vor dem Kauf, was wir empfehlen, was sich bewährt hat oder aus welcher Basis wir ein Portfolio zusammenstellen. Bei einer größeren Summe machen wir mehrere Portfoliovorschläge und erläutern, was die Vorteile der einzelnen Portfolien sind.
Wenn eine größere Summe ab 100.000 Euro investiert werden soll, dann sprechen wir das mit dem Kunden im Vorfeld durch und investieren die Summe in mehrere Steine, anstatt das Geld in einen einzelnen Stein zu stecken. Wenn der Kunde allerdings einen einzigen Stein für 100.000 Euro erwerben möchte und auch weiß, was da dran hängt, dann ermöglichen wir ihm das selbstverständlich.
Scoredex: Worauf muss ich bei Diamanten-Investments zwingend achten? Was sind die zwei oder drei wichtigsten Punkte, die ein Anleger berücksichtigen muss, bevor er zuschlägt?
Antje Krey: Am Wichtigsten ist, dass man nur Diamanten mit einem Zertifikat von einem renommierten Labor erwirbt. Rohdiamanten werden von Schleifereien zu Schmucksteinen geschliffen, dann werden die Diamanten bei Zertifizierungslaboren eingeliefert und diese Labore beurteilen die Eigenschaften des Diamanten.
Jeder Diamant ist ein Unikat, jeder hat ganz spezifische Eigenschaften. Zwar sind alle Steine wunderschön, doch sie haben verschiedene Abmessungen, obwohl sie beispielsweise alle ein Karat wiegen. Und das Zertifikat dokumentiert genau diese Eigenschaften. Mit diesen Eigenschaften kann man eine Wertbestimmung – beziehungsweise eine Wertverordnung vornehmen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ein Diamant ein solches Zertifikat hat. Und zwar ein Zertifikat von einem renommierten Labor.
Es gibt hunderte solcher Labore, die Diamanten graduieren und es mag auch sein, dass die alle gute Arbeit leisten. Wichtig ist aber, insbesondere für Investoren, die auf Nachfrage in der Zukunft setzen, dass die Diamanten international anerkannte Zertifikate aufweisen. Lokal anerkannte Zertifikate nützen beim späteren Verkauf wenig. International anerkannte Zertifikate sind: GIA (Gemological Institute of America), HRD (Hoge Raad voor Diamant) und IGI (International Gemmological Institute). Ein Zertifikat eines dieser drei Labore ist also die erste wichtige Voraussetzung.
Zusätzlich muss man schon ein bisschen ins Detail gehen, also darauf achten, Diamanten zu erwerben – das ist jedenfalls unser Ansatz – die sehr schöne Proportionen haben und damit auch besonders schön funkeln. Gerade wenn man einen Rohstoff erwirbt, der immer seltener wird, hat man die besten Chancen auf Werterhalt und Wertsteigerung bei den guten Qualitäten. Die sind nicht nur in Farbe und Reinheit zu finden, sondern in der besonders hohen Funkelkraft der Diamanten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man auch wirklich den Stein bekommt, der in dem Zertifikat beschrieben ist. Die Qualitätskontrolle, also die Überprüfung, ob es sich bei dem gelieferten Stein auch um denjenigen handelt, der im Zertifikat beschrieben ist, ist von außerordentlicher Bedeutung.
Scoredex: Die meisten Investoren sind Laien. Wie funktioniert die Qualitätskontrolle?
Antje Krey: Richtig. Die meisten Investoren sind keine Diamantexperten. Deshalb sehen wir unsere Aufgabe darin, für jeden Diamanten, den ein Kunde kauft, eine Qualitätskontrolle zu machen. Bevor ein Stein an den Kunden geht, wird er vorher von zertifizierten Diamantengutachtern überprüft, um sicherzugehen, dass der Stein auch zu dem jeweiligen Zertifikat gehört.
Wir haben zum Glück nur seltene Fälle, aber es gibt diese Fälle, in denen es nicht hinhaut. Dann geben wir die Steine an die Lieferanten zurück und machen uns erneut auf die Suche nach einem geeigneten Stein für den Kunden. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass der Stein, den wir an den Kunden weitergeben, auch wirklich der Stein ist, der im Zertifikat beschrieben wird.
Scoredex: Handelt es sich dabei immer um menschliche Fehler?
Antje Krey: Fehler können überall passieren wo Menschen arbeiten. Diamanten sind sehr leicht, ein Ein-Karäter hat 0,2 Gramm, das ist nicht viel. Der Stein ist aber nicht nur leicht, sondern auch klein – insgesamt haben Einkaräter circa 6,5 Millimeter im Durchmesser.
Auf Diamantenbörsen oder bei Händlern hat man oft mehrere Steine auf dem Tisch liegen, die auf den ersten Blick alle gleich aussehen. Das da mal einer verrutscht oder versehentlich in ein falsches Tütchen eingepackt wird, das kann einfach passieren. Deshalb muss man das kontrollieren.
Scoredex: Und Sie haben dafür eigene Experten im Haus?
Antje Krey: Ja. Wir arbeiten mit mehreren externen Experten, um Betriebsblindheit und zu große Nähe zu vermeiden. Diese Experten haben alle einen Ruf zu verlieren und arbeiten entsprechend gründlich.
Scoredex: Im Jahr 2013 gab es doch einen großen Skandal bei einem niederländischen Zertifizierungslabor.
Antje Krey: Sie meinen EGL. Mit diesem Labor haben wir von Anfang an nicht zusammengearbeitet, weil wir die Einschätzung hatten, dass dieses Labor, was die Farbgraduierung angeht, scheinbar ungeputzte Brillen hat.
Scoredex: Was ist denn der Vorteil für mich als Investor, wenn ich Steine bei Pretagus kaufe, anstatt nach Antwerpen zu fahren und einfach bei irgendeinem der Händler vor Ort einen Diamanten erwerbe?
Antje Krey: Da gibt es ganz viele Vorteile! Ein ganz wesentlicher Aspekt ist, dass wir Ihnen anbieten, die erworbenen Diamanten in einem Zollfreilager für Sie aufzubewahren. Das bedeutet, ein Investor kann Diamanten bei uns ganz legal kaufen, ohne die Mehrwertsteuer zu bezahlen. Alle Kunden, die sich dafür interessieren die Diamanten irgendwann mal wieder zu verkaufen, verlieren die Mehrwertsteuer, wenn sie Diamanten im stationären Handel oder im Onlineshop kaufen. Deshalb haben wir bei Pretagus schon einmal 19 Prozent, die der Kunde nicht verliert.
Zudem gibt es den Vorteil, dass wir Steine aus dem Zollfreilager sehr schnell verkaufen und ausliefern können. Beispielsweise innerhalb von drei Tagen nach Indien. Der Kunde muss sich auch nicht mit der sicheren Einlagerung plagen. Wenn Sie nur einen Stein kaufen, haben sie nämlich schnell einen Wert von 20.000 Euro. Die kann man sich unters Kopfkissen legen, man kann sie auch irgendwo verstecken, aber man muss das ja auch alles versichern.
Und dann gibt es noch unsere Qualitätskontrolle, die wir zusätzlich übernehmen. Wenn Sie selber zum Händler nach Antwerpen fahren, dann müssen Sie auch selber überprüfen, ob Sie den richtigen Stein in der richtigen Qualität erhalten. Wir setzen bei der Qualitätskontrolle beispielsweise ein Messgerät ein, um die Steine zu vermessen. Alleine dieses Gerät kostet zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Das kann ein Kunde alleine nicht leisten, das kann nicht mal jeder lokale Juwelier leisten, der lose Diamanten anbietet.
Scoredex: Sie übernehmen auch den Weiterverkauf, wenn ich bei Ihnen in Diamanten investiere?
Antje Krey: Wir bieten allen Kunden an, die bei uns Steine erwerben und im Zollfreilager aufbewahren an, dass wir ein Rückkaufangebot unterbreiten. Deshalb sind wir vorneweg auch so kritisch, weil wir im Zweifelsfall ein Angebot machen – und dafür muss der Stein nicht nur dem Kunden, sondern auch uns von Anfang an gefallen.
Wir bieten aber auch die Möglichkeit an, dass wir für den Kunden einen dritten Käufer suchen. In diesen Fällen arbeiten wir auf Kommissionsbasis. Bei erfolgreichem Verkauf erhalten wir eine Vergütung von 2,5 Prozent des Verkaufspreises.
Scoredex: Wenn Sie Diamanten selbst zurückkaufen, orientieren Sie sich sicherlich nicht am Verkaufs-, sondern am Marktpreis.
Antje Krey: Richtig, der Marktpreis im Verkaufszeitpunkt ist für die Preisfindung relevant. Das ist wie bei Gold. Allerdings gibt es auch große Unterschiede. Beim Gold gibt es einen Goldkurs, der für jeden zugänglich ist. Gold ist immer Gold, egal ob eine Unze oder ein Kilogramm oder eine Münze. Diamanten sind alle Unikate, deshalb ist die Preisfindung ein wenig anders. Es gibt Preise für verschiedene Qualitäten, die in der Rapaport-Preisliste dargestellt und regelmäßig aktualisiert werden, als Referenz. Dann wird in Prozent von Rapaport gehandelt.
Scoredex: Sind das die Preise, die auf rap.net veröffentlicht werden?
Antje Krey: Auf dieser Webseite finden Sie den so genannten „Rapi-Index“, der jedoch verschiedene Diamantqualitäten zusammenfasst. Als Diamantkäufer oder Verkäufer zahlt man aber keinen Warenkorb, sondern immer einen konkreten Diamanten. Dafür gibt es die Rapaport-Preisliste, die für verschiedene Qualitäten, Farben, Reinheit und Gewichtsklassen unterschiedliche Referenzpreise ausweist. Diese Liste finden Sie nicht öffentlich, sondern dafür muss man als Händler angeschlossen sein.
Scoredex: Die Diamantenbranche ist ja eine sehr verschwiegene Branche.
Antje Krey: Das stimmte lange Zeit, aber da hat sich schon viel getan. Mittlerweile ist man da deutlich offener geworden. Es gibt beispielsweise eine Preisliste für Retail-Preise, die kann man einsehen kann. Das ist eine Art Referenz-Preisliste für Diamanten im Einzelhandel. Die Rapaport-Preisliste zielt auf Händler, daher liegen die Preise auch unter diesem Einzelhandelsindex. Es ist alles sehr viel transparenter geworden, als es noch vor ein paar Jahren war.
Scoredex: Also ist Rapaport der Großhandelspreis?
Antje Krey: Er ist die Referenz für die Händler. Wir verhandeln mit unseren Lieferanten in Prozent von Rapaport. Je nach Qualität und Verfügbarkeit ist der Prozentsatz höher oder niedriger.
Scoredex: Wie nah sind Sie an Produzenten? Kaufen Sie direkt von den Schleifern oder gibt es noch Zwischenhändler?
Antje Krey: Wir kaufen teilweise direkt von den Schleifereien ein. Man muss aber auch sehen, dass Schleifereien immer die komplette Bandbreite anbieten: Kleine Steine, große Steine, tolle Reinheiten und auch nicht so tolle Reinheiten. Da wir aber für unsere Kunden nur Investment-Diamanten nachfragen, ist der Ausschnitt der Steine, die für uns in Frage kommen, wenige Prozent der am Markt verfügbaren Diamanten. Nur die obersten fünf bis acht Prozent aller Diamanten sind für uns überhaupt interessant.
Scoredex: Das sind also genau die Steine, die am Ende auch in der Schmuckindustrie landen?
Antje Krey: In der Schleiferei sind alle Steine für das Schleifen zum Schmuckdiamanten vorgesehen. Aber wir kaufen beispielsweise keine ganz kleinen Steine. Wenn Sie beim Juwelier mal schauen, was in der Vitrine an Diamantschmuck liegt, dann finden Sie viele Stücke in denen sehr kleine Diamanten verarbeitet sind. Wir kaufen keine Diamanten unter 0,5 Karat, in der Regel erst ab einem Karat.
Scoredex: Experten raten ja auch davon ab sehr kleine Steine von 0,1 oder 0,2 Karat zu erwerben.
Antje Krey: Die Schleifereien haben viele kleine Steine, die für uns nicht interessant sind. Für sehr kleine Steine gibt es kaum vernünftige Zertifikate, weil es schlicht zu teuer pro Stein ist. Wir sind im Bereich ab 0,5 Karat unterwegs und machen klassisches „cherry-picking“, wir suchen nur ganz bestimmte Qualitäten und sind dort sehr genau. Wir werten 40 Einzel-Parameter aus für jeden einzelnen Stein. Als Beispiel: Wenn wir von Lieferanten eine Liste mit 1.000 Steinen erhalten, sind vielleicht 20 dabei, die für uns in Frage kommen.
Scoredex: Das heißt, Sie haben „Diamond Hunters“, die für Sie in Antwerpen nach den besten Steinen suchen?
Antje Krey: Das ist ein schönes Bild – der DiamondHunter mit der großen Lupe… Im Tagesgeschäft läuft dieser Prozess vorwiegend über einen Datenabgleich und die EDV-gestützte Datenauswertung. Genauer gesagt, schauen wir uns nicht 1.000 Steine an und suchen uns die 20 in Frage kommenden Diamanten raus, sondern wir beziehen die relevanten Informationen aus dem Zertifikat, welches zu jedem Stein verfügbar ist. Die Lieferanten stellen uns Listen mit den Zertifikatsangaben zur Verfügung. Die Angaben werden überprüft und in unsere Datenbank gespielt, dann durchlaufen die Einzelkriterien der Diamanten unseren Auswahlprozess. Eine hohe Objektivität und genaue Dokumentation sind uns dabei sehr wichtig.
Scoredex: Bei Diamanten gibt es ja in der jüngster Zeit ähnliche Diskussionen wie beim Gold bezüglich der fallenden Preise. Was entgegnen Sie solchen Kritikern?
Antje Krey: Eine Investition in Edelmetalle oder auch in Diamanten muss man mit einem entsprechenden Zeithorizont verknüpfen. Wir sprechen Menschen mit einem längeren Investitionszeitraum an. Und über die Laufzeit haben sich Investitionen in der Vergangenheit stets rentiert.
Scoredex: Wie hoch lag denn die Rendite beispielsweise bei einem durchschnittlichen Einkaräter über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Antje Krey: Den durchschnittlichen Einkaräter gibt es so gar nicht. Wenn, dann nimmt man die Wertermittlung für eine ganz bestimmte Farbreinheitskombination vor.
Scoredex: Gut, dann nehmen wir mal einen Einkaräter in weiß als Beispiel.
Antje Krey: Die Farbe „weiß“ ist nicht gleich die Farbe „weiß“. Bei deutschen Juwelieren ist die Farbe „weiß“ mit dem Buchstaben „H“ gekennzeichnet. Das ist die fünfte Stufe auf der Farbscala nach GIA und somit ist „weiß“ die fünftbeste Farbe, die beste Farbe D wird bei Juwelieren als hochfeines Weis+ bezeichnet.
Scoredex: Bei der Bewertung der Farben hat sich in den letzten Jahren einiges gewandelt. Bunte Steine werden immer beliebter.
Antje Krey: Blaue und pinke Diamanten sind seit je her besonders selten und unglaublich teuer. Andere Farben wie gelb, braun oder schwarz stufen wir als Modeerscheinung ein. Wir würden unseren Kunden nie zu farbigen Steinen raten. Wir arbeiten ausschließlich mit farblosen Diamanten im Rundschliff. 95 Prozent aller Diamanten, die in Schmuck verarbeitet werden, haben diesen Rundschliff. Der funkelt am meisten und ist deshalb so begehrt und wird in der Schmuckindustrie entsprechend häufig verwendet. Der Grund warum viele Frauen gern Diamantschmuck haben möchten, ist nicht nur das Wissen, dass ein Diamant teuer ist, sondern ist die einzigartige Lichtbrechung, die den Diamanten funkeln lässt.
So, jetzt zurück zur Rendite: Bei einem lupenreinen Einkaräter in der besten Farbe lag die Wertsteigerung über zehn Jahre, also von März 2004 bis Januar 2015, bei 54 Prozent.
Scoredex: Das ist in Anbetracht der letzten Preiskorrekturen ein beachtliches Ergebnis.
Antje Krey: Bei einem Einkaräter mit der Farbe „E“ lag die Entwicklung sogar bei 60 Prozent. Wenn man die Farbe „H“ nimmt und in der Reinheit etwas runtergeht, das heißt hier gibt es sehr, sehr kleine Einschlüsse, dann liegen wir bei einer Preisentwicklung im Rapaport von 34 Prozent.
Scoredex: Das ist immer noch ein ordentliches Ergebnis. Also kann man sagen, dass bei einer Rendite von 54 Prozent, trotz der starken Preiskorrekturen in der jüngsten Zeit, jetzt wahrscheinlich ein günstiger Zeitpunkt ist, um in Diamanten zu investieren?
Antje Krey: Ja, der Zeitpunkt ist gut. Bei uns hat aber kein Kunde zum Zeitpunkt der Höchstpreise investiert. Diese gab es im Jahr 2011 und 2012. Unsere ersten Kunden sind im Mai 2013 eingestiegen.
Scoredex: Bieten Sie auch die Möglichkeit zum Ratensparen an, oder ist bei Ihnen nur ein Direktinvestment möglich?
Antje Krey: Wir bieten nur Direktinvestments an. Da geht es los mit einer Investitionssumme von 12.000 Euro beziehungsweise im Diamant Junior bei 8.000 Euro, weil wir der Meinung sind, dass ein längerer Zeitraum bei diesem Investment sinnvoll ist. Unseren Kunden geht es nicht in erster Linie um Rendite, sondern hier stehen Streuung und Vermögenssicherung im Vordergrund.
Scoredex: Einige Ihrer Mitbewerber fangen ja schon bei einer Summe von 500 Euro an, bei Steinen mit 0,1 Karat.
Antje Krey: Unter Investitions-Gesichtspunkten sind für uns Steine interessant mit mindestens einem halben Karat. 95 Prozent unserer Kunden haben Diamanten mit einem Karat und mehr. Oder eventuell einen Einkaräter und einen Halbkaräter dazu, falls man in ein paar Jahren doch noch ein Schmuckstück für Tochter oder die Partnerin haben möchte. Spezielle Kundenwünsche werden natürlich berücksichtigt. Wenn zum Beispiel zwei Kinder da sind, sorgen wir dafür, dass es sich um zwei Steine gleicher Güte handelt, die auch im Preis ähnlich liegen.
Scoredex: Das ist natürlich alles sehr aufwändig. Da haben Ihre Anleger sicher einen Zeithorizont von 30 bis 50 Jahren, oder?
Antje Krey: Es gibt tatsächlich Kunden mit einem sehr langen Zeithorizont unser Rat sind mindestens fünf Jahre Zeithorizont. Bei weniger Zeit sollte man sich nicht dem Asset Diamanten zuwenden, hier gilt „je länger desto besser“.
Der Vorteil für unsere Kunden liegt unter anderem darin, dass wir die Lagerung der Diamanten im Zollfreilager organisieren. Das sind schon einmal 19 Prozent Preisvorteil. Außerdem führen wir eine Qualitätskontrolle durch. Im letzten Jahr gingen 2 Prozent aller Steine zurück, da sie nicht zum Zertifikat passten.
Scoredex: So viele?
Antje Krey: Ja. Entweder passt der Stein gar nicht zum Zertifikat, das heißt er ist vertauscht worden oder einzelne Eigenschaften sind anders als im Zertifikat beschrieben. Wenn zum Beispiel in den Eigenschaften eine leichte Fluoreszenz angegeben ist, der Stein aber gar keine Fluoreszenz aufweist, so ist der Unterschied im Wert zwar nicht sehr hoch, es ist aber trotzdem nicht korrekt. Entspricht der Stein nicht dem Zertifikat, geht er an den Lieferanten zurück.
Scoredex: Es gibt ja Unternehmen, die das Marketing über eine ID-Box machen. Dabei handelt es sich um eine Hochsicherheitsbox, in der bis zu zehn Diamanten aufbewahrt werden. In der Box befindet sich ein Mikrochip, mit dessen Hilfe der Wert der Steine kontrolliert werden kann. Schließt man die Box an einen PC an, werden die Daten über die Steine übermittelt. Bieten Sie so etwas auch für Ihre Kunden an?
Antje Krey: Wir haben dieses Konzept mit Interesse verfolgt und haben überlegt, wo der Vorteil für den Kunden liegt. Unseren Kunden geht es stets um eine gute Verkäuflichkeit der Diamanten und da sehen wir keine besonderen Vorteile der ID Box.
Der Kunde bekommt die Box nach Hause geliefert und zahlt einen Preis mit 19 Prozent Mehrwertsteuer. Wenn er später verkaufen will, hat er vielleicht jemanden der ihm die ganze Box abkauft. In einer Box sind bis zu zehn Steine drin und da sind wir bei 120.000 Euro aufwärts oder man nimmt einen einzelnen Stein raus und verkauft den Einzelstein. Ist der Aufkäufer ein Juwelier bekommt der Kunde ca. 50 Prozent von Rapaport, ob ID-Box oder nicht.
Scoredex: Herr Piech, der ja mit dieser Box wirbt, sagt ja selber, dass die Steine beim Rückkauf noch einmal überprüft werden. Da frage ich mich nach den Vorteilen der ID-Box, außer dass ich diese an meinen Computer anschließen kann.
Antje Krey: Man kann die Steine in einer ID-Box schön herzeigen. Es ist ein bisschen repräsentativer, als wenn man sie, wie sonst üblich, in Papier, in ein sogenanntes Diamantbriefchen einwickelt.
Scoredex: In der Realität sieht es doch aber wahrscheinlich so aus, dass die Box in einem Bankschließfach liegt.
Antje Krey: Ja wahrscheinlich wird man eine so wertvolle Box im Bankschließfach lagern und dieses muss man dann noch zusätzlich versichern. Ein Bankschließfach ist versichert bis zu einem Wert von 3.000 Euro bis 5.000 Euro. Da sind Sie im Zollfreilager besser aufgehoben mit unseren günstigen Konditionen.
Scoredex: Wenn die Box im Bankschließfach liegt, kann ich sie auch nicht zeigen. Das geht nur, wenn ich sie zuhause habe.
Antje Krey: Keine Frage, dass es schön ist, die Steine anzuschauen. Ich verpacke jeden einzelnen Stein für unsere Kunden gemeinsam mit dem Wirtschaftsprüfer. Die sind wirklich schön und bei mir als Frau kommt dann schon mal die emotionale Komponente in diesem besonders schönen Asset durch. Die Schönheit der Diamanten lässt sich mit der ID Box gut rüberbringen.
Wir arbeiten an dieser Stelle mit Mustersteinen, die wir unseren Kunden zusenden. Die sind nicht aus dem Material Diamant, aber sehr ansprechend und hochwertig verpackt. Die Mustersteine kann man sich dann anschauen und sich gleichzeitig freuen, dass die echten Diamanten sicher im Zollfreilager liegen. Das ist so ein bisschen die Krux hierbei: wir haben das schönste Asset der Welt, wir zeigen es aber nur als Muster. Eine finanzielle Auswirkung dieses Besitzerstolzes sind dann aber 19 Prozent Mehrwertsteuer, die zu zahlen sind, wenn man seinen Diamanten daheim haben möchte.
Scoredex: Da haben Sie Recht. Das ist eine ganze Menge und dementsprechend ist das Modell Zollfreilager absolut sinnvoll. Ich kann natürlich als Unternehmen kaufen, dann spare ich mir auch die Mehrwertsteuer.
Antje Krey: Ja, das ist möglich, dann gehen die Steine ins Betriebsvermögen spätere Gewinne aus dem Verkauf müssen versteuert werden. Aber wie schon gesagt, bei Pretagus geht es darum längerfristig in Sachwerte zu investieren, dieses Interesse haben vorrangig Privatpersonen.
Scoredex: Wie viele Ihrer Kunden wollen die Diamanten später in Schmuckstücken verarbeiten?
Antje Krey: Das kann ich nicht genau sagen. Wir sind ja noch ein relativ junges Unternehmen. Wir haben einige Kunden, die lassen sich die Steine oder einen von mehreren Steinen gleich liefern. Wir hatten uns zu Weihnachten einige Halbkaräter gesichert. Die sind auch mit Mehrwertsteuer erschwinglich und es sind wirklich schöne Steine, die wunderschön in Schmuckstücken aussehen. Diese Steine wurden direkt nach Hause geliefert, Größere Steine zur Auslieferung hatten wir in letzter Zeit nur sehr wenige.
Scoredex: Na ja, wer trägt denn auch einen Ein-Karäter im Ring?
Antje Krey: Ach, das schon. Ich habe einen.
Scoredex: Das ist dann aber schon ein ordentlicher Klunker?
Antje Krey: Ja, 6,5 Millimeter im Durchmesser, der macht schon was her. Es gab da zum Beispiel einen Kunden, der seiner Freundin mit einem Halbkaräter-Diamanten den Heiratsantrag machen wollte. Nach der Verlobung hat sich die Braut den Ring selbst gestaltet. Mit dem Kunden habe ich mehrfach gesprochen und gemailt, bis wir den passenden Diamanten für den Antrag ausgesucht und geliefert hatten. Hinterher hat uns der Kunde sogar ein Video von dem fertigen Ring zugeschickt, man konnte die Faszination des Diamanten in jeder Sekunde spüren.
Scoredex: Dann ist es ja gut, dass Sie selber so einen Diamanten am Finger tragen. Den können Sie als Anschauungsmaterial nehmen.
Antje Krey: Ja, der Ring geht öfter von Hand zu Hand und wird bewundert. Auf diese Weise können Kunden eine Vorstellung von der Größe eines Ein-Karäters bekommen. Der nächste Diamant, den ich mir kaufe, kommt aber ins Zollfreilager, nur bei diesem ersten wollte ich die emotionale Rendite jeden Tag haben.
Scoredex: Sie haben den Diamanten also bei Pretagus erworben?
Antje Krey: Ja, selbstverständlich! Ich weiß, was einen guten Stein ausmacht, und sitze hier buchstäblich an der Quelle. Den Stein habe ich gekauft und ihn mir nach meinen Vorstellungen beim Juwelier in einen Ring einarbeiten lassen. Ich habe viel Freude daran.
Scoredex: Frau Krey, vielen Dank für das Gespräch.
Über Antje Krey
Im Anschluss an ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Rechnungswesen/Controlling, Steuern und Soziologie war Antje Krey wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Rostock.
Im Jahr 2001 promovierte sie über das Thema Handelscontrolling und leitete verschiedene Projekte mit dem Schwerpunkt Controlling bei der BMW Group, bei der Karstadt Warenhaus AG sowie bei zahlreichen mittelständischen Unternehmen.
In der Zeit ihrer Berufung zur Juniorprofessorin für Funktionalcontrolling gab Krey auch verschiedene Publikationen heraus, darunter das Buch „Betriebliches Rechnungswesen und Controlling im Spannungsfeld von Theorie und Praxis“.
Seit 2009 ist sie hauptberuflich in der Finanzdienstleistungsbranche tätig. Neben ihren Funktionen in den Bereichen Controlling und Konzeption in einem Hamburger Emissionshaus wurde sie zusätzlich zur Geschäftsführerin verschiedener Fondsgesellschaften bestellt.
Als Geschäftsführerin der Pretagus GmbH ist Krey für die Bereiche Finanzen und Controlling verantwortlich, daneben führt sie die Konzeption von Beteiligungsangeboten und das Fondsmanagement.
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