Immobilienboom in deutschen Großstädten

Die Immobilienmärkte in deutschen Großstädten laufen heiß. Viele Experten fürchten eine Blasenbildung. Während die Mietpreise drastisch steigen, explodieren die Kaufpreise.

Ein normales Einkommen reicht nicht mehr um die Miete in der Innenstadt zu bezahlen. Die Mittelschicht wird aus den Metropolen verdrängt. Eigentum verdrängt Mietobjekte. Sprich die Gentrifizierung, wie Soziologen diese Entwicklung nennen, ist in vollem Gange. Nicht nur in den großen europäischen Metropolen, wie London und Paris, die seit Jahren mit der Problematik kämpfen, sondern auch in den deutschen Großstädten, allen voran Berlin, Hamburg und München.

Die europaweiten Inflationsängste gepaart mit historischen Niedrigzinsen, die seit Jahren gegen Null tendieren, haben zu steigenden Investitionen in Betongold geführt. Die Investoren parken ihr Geld allerdings nicht in Objekte für die es einen Mietmarkt gibt – kleine und mittelgroße Wohnungen mit durchschnittlicher Ausstattung, sondern lieber in Luxusobjekte. In Hamburg werden für Kaufobjekte in Toplagen wie der Hafen-City, mittlerweile Preise bis zu 15.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen – also Preise, die für Normalsterbliche nicht mehr erschwinglich sind.

In den letzten Jahren hat sich auf diese Art und Weise eine Entkopplung von Kauf- und Mietpreisen etabliert. Den stark steigenden Mieten (Bsp. seit 2007: Hamburg 23%) stehen deutlich schneller steigende Quadratmeterpreise für Eigentum gegenüber. So stiegen die Kaufpreise beispielsweise seit 2007 in Hamburg um 42%.

Derzeit sehen viele Immobilienexperten allerdings noch keine erhöhte Blasengefahr. Als Grund wird die stetig steigende Nachfrage nach den Objekten angeführt. Diese hängt aber von der internationalen Nachfrage ab, die sich bei einer Entspannung der Eurokrise oder steigenden Zinsen wieder legen kann. In diesem Fall droht eine abrupte Anpassung des Preisniveaus in Richtung Mietentwicklungen.

Neben Investoren spielt auch die Politik eine unglückliche Rolle im Bezug auf die Entwicklung des Mietniveaus. Seit rund zwanzig Jahren haben viele Kommunen und Städte Investitionen in den Sozialen Wohnungsbau stark reduziert oder diesen komplett eingestellt. Mit dem Wegfall der Steuersubventionen reduzierte sich der Bau neuer mietpreisgedeckelter Objekte von 600.000 im Jahr 1995 auf 160.000 im Jahr 2009. Gleichzeitig fallen jedes Jahr cirka 100.000 Wohnungen aus der Mietpreisbindung, was in Folge in allen Fällen drastische Mieterhöhungen von bis zu 20% nach sich zieht.Zusätzlich haben die klammen Kommunen und Städte die Misere noch angeheizt, indem sie in großem Stil Wohnungen aus dem Bestand der Wohnungsbaugenossenschaften verkauften.

Mittlerweile hat die Politik die Dramatik der Situation erkannt und versucht zu intervenieren. Viele Städte und Kommunen haben eine Kehrtwende vorgenommen und die Programme zum Sozialen Wohnungsbau wieder aufleben lassen. Mit mäßigem Erfolg: beispielsweise wurden in Köln von 35 Millionen aus dem Wohnungsbauförderungsprogramm bisher kein einziger Cent abgerufen. Die Bauträger investieren scheinbar lieber in die derzeit stark nachgefragten Luxusobjekte anstelle von mietpreisgebundene Wohnungen. Für Mieter keine gute Aussicht und wohl auch nicht für Kleinsparer, die dem Traum vom Eigenheim nachhängen, der zumindest in Innenstadtlagen in Zukunft nicht mehr erfüllbar ist.

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